Soundfiles sind immer mit Vorsicht zu geniessen. Es gibt viele Faktoren, die dabei reinspielen:
- Wie gut wurde Mikrophoniert? Mit einem miesen Mikro klingt selbst die Top-Whistle schauderhaft. Oder aber der Klang wird so verfälscht, dass die Guinnes-Werbegeschenk-Whistle traumhaft klingt.
- Wie gut ist der Spieler/die Spielerin? Ein hohes D klingt meist nur mit OXXXXX richtig sauber - ich selbst verwende oft XXXXXX bei schnellen Passagen. Je nach sample kann das aber den Unterschied von "wechsel zwischen den Oktaven hakelig" und "klingt einfach super" ausmachen.
- Wird die Whistle richtig angeblasen? Je nach Whistle funktioniert die eine oder andere Technik gut. Als ich meine Whistles von Colin Goldie (Overton) bekommen habe hat das garnicht gut geklungen. Nach ein paar Tipps von Colin und Brigitte (seine Frau) war der Klang wie ausgewechselt. Da verbringt sogar die "Burke Pro Viper in Messing", meine ehemalige Lieblingswhistle die meiste Zeit der Jahres im Futteral.
- Wird ein schöner Tune gespielt? Klingt vieleicht blöd, aber mir gefällt ein Soundfile automatisch besser, wenn da eine Melodie drauf ist, die schön ist. Auf diversen Seiten wird immer der gleiche Tune verwendet, da kann man das recht gut vergleichen.
- Stimmt die Intonation der Whistle? Ich habe eine C-Whistle von Clarke und die klang völlig schräg, wenn man die gespielt hat. Ich habe den Kopf gelockert (heisses Wasser wirkt Wunder) und etwas weiter rausgezogen. Witziger weise ist mir das zuerst garnicht aufgefallen, da das abhängig vom Tune ist ob das richtig krass auffällt oder nicht. Die Tonleiter klingt sauber, aber sobald ich einen Tune anspiele in dem ein paar größere Tonsprünge drin sind passt da garnix mehr. Die D-Whistles von Clarke sind übrigens super! Kann sein, dass ich bei der C-Whistle einfach nur Pech gehabt habe und genau genommen Ausschuss erstanden habe.
- Klingt die Whistle wirklich so, oder wurde der Klang gezielt verändert? Mit ein bisschen Hall klingt das weicher. Mit Filtern und Equalizern kann man unschöne Frequenzen rausfiltern. Usw. Ich will da keinem etwas unterstellen, aber eine "gute Referenz-Aufnahme" und eine "gut klingende Aufnahme" sind etwas grundlegend verschiedenes. Darum ist es auch sinnlos Aufnahmen von Whistle Bauern zu vergleichen - die wollen ihre Instrumente verkaufen und werden natürlich alles daran setzen, dass das möglichst gut klingt.
Mein Tipp wäre: Probier die Whistle aus, bevor du sie kaufst. Wenn das nicht gehen sollte hör die Soundfiles genau probe und lies vieleicht auch was andere Spieler über die Whistle schreiben. Ich gebe oft auf geschriebene "Testberichte" mehr als reine "Soundfiles". In Deutschland hat man 14 tägiges Rückgaberecht - da kann man sich auch mal eine Whistle bestellen und zurückschicken, wenn das wirklich garnix sein sollte. Generell gilt natürlich, dass die teureren Whistles meist besser klingen, aber da scheiden sich auch die Geister. Wer den "originalen" Klang will kauft eh nur Generation... ja, is klar... ich hab keine Generation und finde auch den Klang nicht besonderst knülle.
Da du einen etwas weicheren Klang suchst und trotzem keinen Blockflöten Sound möchtest würde ich dir von einer Whistle komplett aus Polymer oder Holz Whistle abraten. Die Klingen sehr schnell nach Blockflöte. Eigentlich auch kein Wunder, da die Tonerzeugung identisch ist und das Material maßgeblich die Klangfarbe beeinflusst. Susate sagt man insbesondere nach, dass sie eher wie Blockflöten klingen.
So verrückt es klingen mag, aber ich könnte mir vorstellen, dass dir eine Clarke Sweetone gut gefallen könnte. Die hat einen recht weichen Klang, ist mit einer minimalen Modifikation stimmbar und kostet nicht wie Welt. Die originale Clarke finde ich persönlich furchtbar, aber richtig gespielt hat die einen sehr charmanten Klang, den man sonst nirgendwo findet.
Einen gute Testbericht dazu (auf englisch) gibt's unter
http://www.whistlethis.com/index.php?co ... %3D#clarke - dort wird auch die Tony Dixon vorgestellt und von dem was du dir vorstellst könnte das gut passen.
Eine schrott Whistle vermag in Meisterhänden wunderbar zu klingen. Eine top Whistle klingt jedoch in Anfängerhänden furchtbar. Und "irisch" wird der Klang erst durch die richtige Technik!
Zu guter letzt darf ein Satz nicht fehlen: It's the player - not the whistle!