Verzierungen sinnvoll / richtig einsetzen

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kristina
Beiträge: 17
Registriert: Mo Okt 01, 2007 7:49 pm

Verzierungen sinnvoll / richtig einsetzen

Beitrag von kristina »

Hi an alle,

Bin noch Whistleneuling, kenne aber die Verzierungen (Cuts, Rolls, SLide usw.) von der Geige. Habe mich schon seit längerem mit dem irish Fiddeln auf der Geige beschäftigt und kann die Verzierungen anwenden.
Mir ist jedoch nie ganz klar, wann welche Verzierung angebracht ist. Deshalb spiele ich gerne aus Tune-collections, wo die Verzierungen schon in den Notentext gedruckt sind... (unkreativ :cry: ).
Gibt es Regeln oder bestimmte Vorgaben a la "wenn die Meldodie so verläuft, dann...)?
Jetzt habe ich aber die O'Neill-Collection und da steht nur wenig drin.
Könnt Ihr mir da Tipps geben?

Liebe Grüße

Kristina
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Adrian
Beiträge: 66
Registriert: Di Jul 31, 2007 12:10 pm
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Beitrag von Adrian »

Ich hatte leider bisher keine Zeit, meine Bücher deswegen zu konsultieren. Ich schau, das sich Am Wochenende mal einige „Tipps“ in der Richtugn „zusammenfassen könnte“.

Prinzipiell sind Verzierungen Geschmacksache und sollten Dezent eingesetzt werden. (Das gesunde Mass).

Es gibt natürlich Notenkombinationen (Reihenfolge der Töne, Takt, etc), welche für gewisse Arten von Verzierungen "prädestiniert" wären und dementsprechend genutzt werden/könnten (manchmal beinahe sogar sollten).

Genaue Vorgaben oder „Zwangsregeln“ gibt es eigentlich nicht (wäre mir zumindest nie aufgefallen) und deswegen findet man schnell in 3-4 Notenbücher oder Musikaufnahmen, 3-4 Varianten des selben Stückes.

Soviel mal vorweg.
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slarti
Beiträge: 96
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Beitrag von slarti »

Hallo Kristina,

Cuts kannst Du generell zum Trennen zweier Noten des gleichen Tons einsetzen. Man kann aber auch einen 'neuen' Ton mit einem Cut starten was sich zum Betonen, z.B. der ersten und dritten Achtel bei Jigs, bzw. der ersten und vierten Achtel bei Reels anbietet, aber auch nicht durch den ganzen Tune, sonst wird's langweilig.

Mit (Long) Rolls kannst Du punktierte Viertel 'akkustisch aufwerten', aber sie werden auch gerne als alternative Spielweise für eine Dreiergruppe von Achteln eingesetzt. Z.B. kann die Kombination g-f#-g meistens durch einen Roll auf g ersetzt werden. Das geht eigentlich für alle Jig-typischen 3 Achtel Kombis bei denen erster und letzter Ton gleich sind (der dazwischen ist meistens eine Sekunde tiefer). Dadurch kannst Du Strophen, oder einfach nur die Wiederholung einer Gruppe von Takten, variieren und dadurch interessanter gestalten.

Slides bieten sich im wesentlichen für Viertel (oder länger) Noten an und auch gerne für den letzten Ton eines Liedes. Reine Gefühlssache ;-).

Das alles sind aber nur Anhaltspunkte. Ergo: Einfach ausprobieren. Laß Deiner Kreativität einfach freien Lauf, aber höre auch was andere tun und entscheide für Dich was Du aufgreifst. Wenn Du Noten mit vorgeschlagenen Verzierungen hast kannst Du auch davon lernen.

Gruß,
Slarti
kristina
Beiträge: 17
Registriert: Mo Okt 01, 2007 7:49 pm

Beitrag von kristina »

Hi Slarti,

Danke für die Antwort. Ja Cuts zum trennen oder Betonen ist relativ klar. Bin mir nicht sicher wir oft ichs benutzte kann, dass es nicht überladen wirkt.

Long Rolls habe ich bis jetzt nur gespielt, wenn sie eingetragen waren, aber deine Erklärung hilft super weiter, Danke.

Nächste Frage, was genau sind dann "short Rolls"??? - Doppelschlag?

In meinen Noten (ist ein Fiddleheft) steht auch was von 1/4-Tönen, also dass in a-moll an manchen Stellen (sind dann eingezeichnet) das c, also die Terz um einen 1/4-Ton erhöht, sehr interessantes Klangergebnis... bzw, dass man einen Slide einen 1/4-Ton von unten beginnt.

Slides sind mir also in der Anwendung auch klar, finde ich, sollten aber spärlich verwendet werden, sonst wirds kitschig.

Wie ist das mit Triplets, nur dann, wenn ausnotiert, oder kann man die
auch frei einfügen, z.B. statt zwei normalen Achteln???

Und gleich die nächste Frage. In meinem Fiddleheft sich viele Interessante Bindungen angegeben, in der O'Neill Collection steht dagegen oft gar nichts, gibt es spezielle Regeln zu diesem Thema?

So und nun hört die Nervensäge auf zu fragen :roll: :roll: :roll:

Schönen Restsonntag noch, Kristina
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slarti
Beiträge: 96
Registriert: Mo Jan 29, 2007 12:14 am
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Beitrag von slarti »

Hallo Kristina,

So oft kommen ja gleiche Töne hinter einander nicht vor deshalb habe ich in dem Fall wenig Bedenken zu viele Cuts zu spielen. Die Alternative wäre 'Tounging' und Du kannst einfach ausprobieren was in welche Situation besser klingt. Trennen mußt Du die Töne auf jeden Fall ;-).

Short Rolls sind Long Rolls bei denen die erste Hauptnote fehlt, sprich: Du fängst mit der oberen Gracenote (Deutsch: Nebenote?), also dem Cut, an. Dadurch kannst Du das Ganze besser auf die Dauer einer Viertel Note bringen. Ich kenne den Ausdruck Doppelschlag nicht. Das könnte aber eher eine 'Double Gracenote' sein (ich glaube auf Deutsch heißt das Doppel Vorschlagnote).

Den Absatz mit den 1/4 Tönen verstehe ich nicht wirklich :?.

Zwei Achtel im Terzabstand kannst Du oft (ausprobieren!) zur Triole erweitern indem Du den 'fehlenden' Ton in der Mitte einbaust. Genauso gut kannst Du bei Triolen meistens den mittleren Ton weglassen ohne den Charakter des Liedes zu verändern.

Was meinst Du in diesem Fall mit Bindungen? Legatospiel? In der irischen Musik wird m.E. meistens Legato gespielt und 'Tounging' speziell für Staccato Sequenzen oder nach Atempausen eingesetzt. Bestimmete Tonkombinationen lassen sich schwierig gebunden spielen, nämlich wo alle Finger getauscht werden müssen, z.B. h->c und zurück. Da ist beim Legatospiel die Gefahr das kurz ein g oder c# erklingt was nicht unbedingt erwünscht ist.

Ciao,
Slarti
kristina
Beiträge: 17
Registriert: Mo Okt 01, 2007 7:49 pm

Beitrag von kristina »

Hi Slarti,

Also ich habe die Verzierungen alle noch auf die Fiddle bezogen, da habe ich ja doch noch etwas andere Möglichkeiten, so spieltechnisch gesehen.

Short Rolls - jo verstanden!
Ist doch noch etwas anderes als ein Doppelschlag (das wäre z.B. auf einer Achtel g = gagag - Doppelschlag, weil zweimal auf a, also quasi ein Doppelcut?!?

Vierteltöne, tja, wie erklär ich das, Geht das überhaupt auf der Whistle, auf der Geige gehts jedenfalls.
Also ich denke, du weißt, was ein Ganzton ist (z.B. der Abstandt zwischen d und e, und weißt auch was ein Halbton ist (z.B. der Abstandt zwischen fis und g), ein Viertelton ist dann quasi ein noch kleinerer Abstand als ein Halbton (z.B. ein Ton, der noch etwas höher ist als ein cis, aber noch kein d ist. Solche Vierteltöne findern in der arabischen und indischen Musik Verwendung. In einem meiner Fiddle-Tunes-Hefte ist das beschrieben, ich schau gleich mal nach... also ich habs:

1. beim Slide: statt einem Halbton, einen Viertelton unter der Zielnote starten

2. einfach nur so einen Ton um einen Viertelton erhöhen!?!? Das ist das, was mir auch komisch vorkommt. Es ist in einem Tune Namens Dan O'Keeffe's Slide No.1

Zum Thema Bindungen, ja ich meine Legato, wieder auf die Geige bezogen. In einem meiner Tune-Hefte (Irish Fiddle Solos, Pete Cooper), sind die Legatobindungen eingeschrieben. Es werden durchaus viele Achtel einzeln gespielt, also so, als ob du die mit der Zunge trennen würdest. Aber scheinbar ist es auf der Flöte üblicher, mehr zu Binden, während auf der Geige auch oft Töne ungebunden gespielt werden.

Und gleich die nächste Fage:werden double jigs und hornpipes IMMER triolisch gespielt (so wird es in besagtem Tune-Heft angesagt)? Also noterit sind z.B. drei Achtel gespielt wird aber punktierte Achtel - Sechzehntel - Achtel (daaatada).

Liebe Grüße, Kristina
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slarti
Beiträge: 96
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Wohnort: Hamburg

Beitrag von slarti »

Hallo Kristina,

klar hast du auf der Fiddle mehr Möglichkeiten. Du kannst die Töne ja quasi stufenlos einstellen. Ist mir sowieso ein Rätsel
wie man damit auch nur einen richtigen Ton treffen kann. Deshalb spiele ich auch nur Gitarre und TW ;-).

Doppel-Cut beschreibt Deine gagag Kombi ganz gut. Ist mir aber TW-technisch nocht nicht untergekommen.

Einen 1/4 Ton kann ich mir schon vorstellen (ein halber Halbton bzw. 50 Cent), nur mit der beschriebenen Technik konnte ich nichts anfangen. Einen Slide spielst Du auf der TW ja über einen Halb- oder Ganzton, je nachdem auf welche Tonleiterstufe Du slide-est. Das ist in jedem Fall mehr als ein 1/4 Ton.
Dein '2.' hört sich ja 'n bißchen wie eine Blues-Note auf der Gitarre an (durch ziehen der Saite => bending). Ein tonleiterfremder Zwischenton der nicht mal ins chromatische System passt. Wie hört sich das an? Und wie wird das notiert??

Bzgl. der Double Jigs möchte ich Dich mal an Brother Steve verweisen, der findet Jigs nämlich auch 'tricky': http://www.rogermillington.com/siamsa/b ... ricky.html
Die Wahrheit gut gespielter Jigs liegt nämlich offensichtlich zwischen beiden von Dir genannten Notierungen und zeigt nur die Limitierungen der Notenschrift.
Musik ist halt Gefühlssache :roll: .

Über Hornpipes weiss ich nicht viel. Werden aber meistens in 'punktierten Achtel/Sechzehntel' Gruppen gespielt. Das Gute an Hornpipes ist, daß sie nicht so schnell gespielt werden ;-).

Gruss,
Slarti
kristina
Beiträge: 17
Registriert: Mo Okt 01, 2007 7:49 pm

Beitrag von kristina »

Hi Slarty,

Blues-Note---jau das triffts, ich denke, so könnte es auch gemeinst sein.
Es scheint keine feste Notierungsform dafür zu geben. Mal steht da 1/4 und /
mal so ein kleiner Schlenker, ist dann aber in der Beschreibung zum Stück erklärt.

In Sachen wann punktiert spielen und wann nicht habe ich noch weiter gesucht und keine wirkloch aussagekräftige Antwort gefunden. Es gibt wohl regionale Unterschiede, aber da steige ich nicht hinter. Scheinbar kann man es machen wie es einem aus dem Herzen purzelt;-)

Liebe Grüße, Kristina
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