Valenzia hat geschrieben:Kann mir jemand erklären, wie ich das auf dem Metronom einstellen kann?
Eine kleine Bemerkung noch: Es gibt Leute, die Metronome hassen und es ablehnen, damit zu spielen. Das sind die, die sich für besonders „künstlerisch“ halten.
Die etwas unromantischere Sichtweise, die von der Mehrzahl der professionellen Musiker und studierten Musiklehrer vertreten wird, ist, dass ein Metronom ein sehr gutes Hilfsmittel ist, und zwar auf folgendem Grund:
Was auch immer ein Mensch übt, wenn er etwas wiederholt, wird das im Gehirn gespeichert. Jede Wiederholung wird im Gehirn gespeichert. Wer also schnell übt, und bei jedem Durchgang den gleichen Fehler macht, der speichert den Fehler im Gehirn ab. Das macht er so effektiv, dass wenn er das gleiche Lied 10 Jahre nicht mehr spielt, und dann auf einmal die Noten aus der Schublade holt, dann wird er exakt den gleichen Fehler nochmal spielen. Einmal drin und bleibt.
Um das zu vermeiden, benutzen die Profis das Metronom als „Panzermethode“ um jedes Stück zu knacken, egal ob es ein leichtes oder schwieriges Stück ist. Das Stück wird mit sehr, sehr langsamer Geschwindigkeit gespielt, und zwar fehlerfrei. Bei jedem Durchgang wird die Geschwindigkeit erhöht, so lange es noch fehlerfrei bleibt. Nächsten Tag geht es meistens etwas schneller, übernächsten Tag noch schneller. Mit der Zeit, manchmal dauert es etwas, kann man das Stück schnell und fehlerfrei spielen. Spielt man das Stück 10 Jahre lang nicht mehr, kann man die Noten aus der Schublade holen und fehlerfrei spielen.
Diese Methode ist langweilig und steif und fordert große Selbstdisziplin, wie es bei Profis üblich ist, die 4-8 Stunden täglich üben und für die eine Stunde mehr oder weniger täglich völlig egal ist. Für Hobbymusiker wird die Methode nicht so häufig benutzt. Vielmehr spielt man ein bisschen hier und ein bisschen da, und wie die Zeit geht, wird man immer besser, und irgendwie geht alles dann. So geht es auch.
Fest steht aber, dass die Panzermethode, wenn man sie konsequent einsetzt, immer über kurz oder lang zum Erfolg führt, egal ob man begabt oder unbegabt ist. Man fühlt sich zwar lächerlich, wenn man ein Jazzstück übt, das mit 280 Schläge per Minut gespielt wird, erstmal mit 36 Schläge per Minute übt. Das Gefühl der Lächerlichkeit geht aber weg, wenn man eine Woche später das Stück mit 140 Schlägen schafft. Auch wenn es ein halbes Jahr dauert, oder noch länger, bis man über 200 kommt, und auch wenn man es vielleicht nie im Leben so schnell schafft wie der Profimusiker, den man versucht nachzuahmen, kann man trotzdem mit dieser Methode auf sehr hohe Geschwindigkeiten kommen. Das Merkwürdige ist, dass wenn man eine Zeit lang das Stück nicht mehr spielt und es nach einem Jahr oder zwei wieder herauskramt, dann kann man weitermachen und weitere Beschleunigung erfahren. Es gibt normalerweise keine obere Grenze dafür, wie weit man kommen kann.
Ganz besonders die Skalenübungen sind gut mit Metronom zu spielen.
Es empfiehlt sich, Tagebuch zu führen darüber, welche Stücke man gespielt hat und zwar mit welcher Geschwindigkeit. Habe ich also gestern ein bestimmtes Lied mit 72 bpm geschafft, dann fange ich heute bei 64 an und erhöhe, und mit ein bisschen Glück komme ich vielleicht auf 84. Morgen kann ich vielleicht bei 76 anfangen und bei 104 enden. Und so weiter. Es gibt nur eine Bedingung: Es dürfen keine Fehler auftreten, und zwar im ganzen Stück nicht einen einzigen. Sobald ein Fehler auftritt, dann runter mit der Geschwindigkeit.
Wenn man ein Jahr später sein altes Tagebuch liest, glaubt man gar nicht mehr, wie schlecht man damals war. Es ist faszinierend, den eigenen Erfolg mit der Panzermethode so dokumentiert zu sehen.