Ich befasse mich nunmehr seit einigen Wochen autodidaktisch auch mit der Flute.
Ich habe früher mal Querflöte gelernt, aber nicht sehr lange, etwa ein Jahr.
Ich spiele derzeit so eine Lowcostflute von Tony Dixon, reicht für den Anfang aus.
So kann man probieren, ob das was für sich ist oder nicht und es immer wieder versuchen.
Durch meine Internetrecherchen zum Ansatz der Flute und inzwischen auch durch eigenes Probieren weiß ich, dass der Böhmflötenansatz und der Fluteansatz etwas ganz anders sind. Bei beiden geht es darum, möglichst reine, angenehme und luftsparende Töne zu bekommen (und nicht irgendwie mal so "Hauptsache ein Ton kommt heraus" und dann vor Anstrengung umkippen
). Irische Farmer haben auch keine größeren Lungen als deutsche Tinwhistler und sie spielen dennoch gut auch nach 5 Bieren
Das, was ich nun über die Ansätze von Metallböhmflöte und die Flute weiss, ist etwa dieses:
Bei beiden Flötenarten spielt neben dem Ansatz das Zwerchfell, die richtige Haltung und Atmung, Hals und Nebenhöhlen eine wichtige Rolle.
Nun zu den Unterschieden im Ansatz-bezogen auf Kiefer und Lippen:
Der Böhmflötenton soll leicht, weich, sinuskurvenhaft und "orchesterzahm" klingen.
An der Uni im Querflötenunterricht (Zweitinstrument) habe ich gelernt, dass man die Flöte an die Lippe ansetzt, diese irgendwie einquetscht, und dann über das Anblasloch hinweg bläst. Nun soll man lächeln und pusten. Ist sicher physikalisch richtig, didaktisch jedoch falsch, denn damit hatte ich nicht gerade den großen Erfolg.
Jahre später recherchierte ich im Internet und fand so etwas zum Böhmflötenansatz heraus:
Man setzt die Flöte in die Kinngrube, rollt sie nach vorn weg und bläst nach unten in die Flöte hinein.
Das gelang mir schon besser, denn aus der Sicht des Flötisten bläst man in die Flöte, nach unten, und nicht darüber hinweg, auch wenn das darüber hinwegblasen und die getrennte Luftsäule aus klangphysikalischer Sicht so stmmt, aber eben didaktisch nicht gut funktioniert und eben diesen verhauchten, undeutlichen, kraft - und atemaufwändigen Ton erzeugt.
Flötenlehrer der Böhmflöte lehren weiterhin, dass das Mundstück der Flöte entweder in einer Linie mit der Böhmflöte sein sollte oder leicht nach außen weggedreht (vom Spieler entfernt).
Nun zur Flute.
Ihr Ton soll "reedy", also eher bandoneonhaft oder oboenmäßig klingen, dunkel und kräftig.
Die Flute ist der eigentliche Vorgänger der Böhmflöte, entspricht grob der barocken Traversflöte. Man wird also bezüglich das Ansatzes u.a. auch bei Herrn Quantz, dem Flötenlehrer Friedrich II von Preussen fündig.
Der Ansatz, der im Web heute beschrieben wird (etwa von Terry Mc Gee), entspricht auch den o.g.historischen Aussagen von Quantz und anderen Autoren. Das Ganze von mir zusammengefasst, bedeutet etwa für den Ansatz der Flute:
Man drehe das Mundstück in die Richtung des Spielers, so dass die Anblasekante etwa in einer Linie mit der Mitte der Grifflöcher ist.
Man bedecke mit der Unterlippe einen Teil des Anblaseloches. Je mehr man bedeckt, desto leiser kann man spielen. Die Lippe bleibt relativ gut fixiert.
Man blase nun sanft und in der tiefen Oktave durchaus mit entspannten Lippen, die sich auch fast wie locker geschlossen anfühlen dürfen und nur durch den Luftstrom getrennt werden, in das Zentrum der Flöte, also nach unten (als würde man auf seinen zweiten Jackenknopf pusten). Dabei ist in der unteren Oktave der Unterkiefer zurückgezogen, je höher die Töne werden, desto mehr wandert der Unterkiefer nach vorn.
Den Ansatz muss man natürlich immer wieder üben und es klappt von Tag zu Tag mal besser, mal schlechter. Das ist normal und wird auch von Herrn Quantz beschrieben.
Das Ziel ist, keine Nebengeräusche zu haben (white noise), sondern einen reinen, oboenartigen Ton. Man soll dabei recht wenig Atemluft brauchen und auch die obere Oktave nicht durch stärkeres Pusten forcieren, sondern durch die mikrometerhaften Veränderungen in der Lippen und Kieferstellung. White noice soll auch vermieden werden, weil es "wasted air" ist...
Der Ansatz, jeder Mikrometer, verändert den Klang, die Lautstärke und die Tonhöhe des Flutetones.
Die Konsequenz ist, dass entweder der Flötist dadurch die Flöte klingen lässt, wie er will, oder eben, dass die Flöte eigentümlicherweise jedesmal anders klingt und scheinbar den Flötisten im Griff hat, wie leider auch noch in meinem Falle
.
Der Ton der Flute ist insgesamt lautstärke- und klangmäßig variabler als der der Tinwhistle. Daher hat auch im Orchester die Traversflöte die Blockflöte verdrängt.
Und auch daher ist die Flute reizvoll für Whistler, die nicht einmal die Griffe umlernen müssen.
Meine persönliche Empfehlung ist: eine Weile highwhistle spielen, dann Low-Whistle, und sich dann an die Flute herantasten.
Wenn man dann eine Flute hat, mit der man irgendwie beginnen kann, dann sollte man sich durch alle infos zur "irish flute embouchure" wühlen, Quantz Instruktionen zum Ansatz lesen und immer alles ausprobieren. Man wird eben merken, dass der Flötenton dynamisch und nicht statisch ist.
Klassische Querflötenlehrer sind meist etwas überfordert, den Fluteansatz zu unterrichten, es sei denn, sie haben sich ausführlich mit der barocken Traversflöte befasst.