Teuere Whistle - bessere Tonqualität?

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andrea-martin
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Teuere Whistle - bessere Tonqualität?

Beitrag von andrea-martin »

Hallo,
ich habe mir gerade das Whistle-Angebot im TWZ-Shop angesehen und frage mich nun, ob ich mit meinen günstigeren Whistles eben so gute Musik machen könnte wie mit einer teueren. Ist die Klangqualität bei einer teueren Whistle tatsächlich so viel höher?
Gruß, Andrea
whistleman
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Beitrag von whistleman »

Hallo Andrea,

ob teuer oder preiswert ist rein klanglich gesehen völlig egal. Wichtig ist in erster Linie, dass Dich persönlich der Sound der Whistle begeistert und fasziniert. Auf einer ganz einfachen Clarke kannst Du genauso tolle Musik machen wie auf einer hochpreisigen Overton. Die teuren Whistles werden in der Regel aus hochwertigeren und hochpreisigeren Materialien wie z.B. Holz, Aluminium, Neusilber etc. hergestellt. Meistens sind sie auch handgefertigt. Das rechtfertigt natürlich auch den Preis. Außerdem sind die teureren Whistles zum Teil lauter, was beim Spiel in einer Band wichtig sein kann, wenn der Klang nicht über Mirkofon abgenommmen wird. Auch Sessionspieler bevorzugen meistens lautere (etwas hochpreisigere) Whistles, da der Klang durchsetzungsfähiger ist. Aber wie gesagt: Auf preiswerten Instrumenten, die gut stimmen und einen Klang haben, der Dir persönlich gefällt, kannst Du prima musizieren. Es gibt im Irish Folk zahlreiche Puristen, die gerade auf die preiswerten Modelle von Shaw, Clarke, Feadog , Clare, Oak und Mac Nic schwören. Denn diese Whistles bieten im Prinzip alles, was ein gutes Instrument auszeichnet: Sie klingen gut, stimmen gut und lassen sich komfortabel spielen. Da Whistles in der Regel ja nicht sehr teuer sind, haben die meisten Spieler viele verschiedene Instrumente mit unterschiedlichen Klangcharakteristika und in unterschiedlichen Stimmungen. Diese werden dann, je nach Lust und Klangvorstellung, bei den verschiedenen Tunes, Slow Airs, Jigs und Reels zum Einsatz gebracht. Und zwar so, wie es der jeweilige Spieler für angemessen hält und wie es ihm persönlich am besten gefällt. Übrigens: Viele Whistler sind auch gleichzeitig von einer gewissen Sammlerleidenschaft befallen. Zu Weihnachten und Geburtstagen gibt es bei mir eigentlich gar keine Fragen mehr, was man mir schenken soll. Ich freue mich immer riesig über eine Whistle, je ausgefallener, desto besser.

Viele Grüße

whistleman
andrea-martin
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Beitrag von andrea-martin »

Hallo whistleman,
Danke für Deine Antwort. Ich bin doch auf dem richtigen Weg, denn bei mir haben sich mittlerweile schon einige Whistles angesammelt - in den unteren Preisklassen wohlgemerkt (Clarke, Feadog, Susato, etc.). Manche sind leiser oder lauter. Meine teuerste ist die Pure Brass, auf der ich momentan Weihnachtslieder spiele.
Ich habe schöne Stücke auf CD von z. B. Brier, den Folks etc. (Ich finde, das sind auch die Besten - es gibt da viel Schrott. ) Wie erfährt man wohl, auf welchen Whistles diese Leute spielen. Du sagst, die Großen spielen nicht immer auf den teueren Instrumenten. Ich habe schon im Internet nachgesehen, aber nichts gefunden. Gibt es hier wohl eine bestimmte Adresse?
Gruß, Andrea
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Strakkur
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Beitrag von Strakkur »

Hi Andrea,

der Unterschied zwischen hochpreisigen Whistles, oft auch als high-end Whistles bezeichnet und den preiswerten, auch budget Whistles genannten, liegt nicht im Materialwert oder der geringeren Stückzahl die ein Whistlebauer produziert, was natürlich auch den deutlich höheren Preis rechtfertigt. Es ist vor allem die Sorgfalt die auf die Konstruktion und die Herstellung der Whistle verwandt wird und die gleichbleibend hohe Qualität dieser Whistles im Vergleich zu den Massenprodukten. Ob nun Feadog, Walton, Clare, Generation, Clarke oder Oak. In der Regel klingt eine high-end Whistle nicht nur besser, sie lässt sich auch besser spielen. Unabhängig vom Sound. Da reicht das Spektrum mittlerweile von laut und schrill bis zu leise und pur und allem was dazwischen liegt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das sich der Kauf einer high-end Whistle lohnt. Im TWZ-Shop sind das natürlich die TWZ-Whistles, sowie die Marken Dixon, GFM, Harper und Overton. Ich spiele neben meiner Pure Brass sehr gerne Hoover Whistles. Der Sound ist sehr klar, hat aber noch etwas "Biß", gerade bei schnellen Tunes wie Jigs, Reels, Slides usw. wichtig. Meine dritte Lieblingswhistle ist eine Burke Composite Session. Etwas weiter im Durchmesser als die Standard Burke Whistles und lauter. Sie besteht aus Bakelit und Woodfiber, das Mundstück aus Delrin. Sie klingt wie eine Holzwhistle ist aber deutlich robuster. Im Gegensatz zu einer Dixon oder Hoover Whistle, die preislich eher im Mittelfeld liegen, ist eine Burke mit umgerechnet 130€ schon etwas teurer. Die Tony Dixon die es im TWZ-Shop in C- und D-Dur gibt ist mit 56€ durchaus erschwinglich und sehr zu empfehlen. Es gibt sie mit Alu oder Messing (brass) Korpus.

Die Mehrzahl der professionellen Musiker spielt mittlerweile fast ausschließlich high-end Whistles verschiedener Hersteller. Denn kein Musiker ob nun ambitionierter Hobbymusiker oder Profi wählt ein Instrument das sich aufgrund von Konstruktions und/oder Fertigungsmängeln nur mühsam spielen läßt. Auch jene Musiker die zu Beginn der Renaissance der traditionellen irischen Musik zwangsläufig auf Massenprodukte zurückgreifen mussten, denn andere gab es zu Beginn der 60er und bis in die 90er nicht, spielen high-end Whistles. So z.B. Mary Bergin, die heute eine John Sindt Whistle benutzt oder Paddy Moloney von den Chieftains. Er spielt heute neben seiner, mittlerweile mindestens drei Jahrzehnte alten Generation, Burke Whistles. Sehr zu empfehlen sind auch die beiden Solo CD's von Mary Bergin "Feadoga Stain" 1 und 2, sowie "Tin Whistles" von Sean Potts und Paddy Moloney beide Chieftains.
Du bekommst diese CD's unter anderem bei amazon.de. Sehr schön sind auch die CD's von Joanie Madden "Whistle on the Wind" und "Song of the Irish Whistle" 1 und 2 gibt es auch bei amazon genauso wie Micho Russell.

Slán
Strakkur
It isn't gone with the fairies, it's still in the music and in your heart.
Fila
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Beitrag von Fila »

Hallo,

die Beiträge finde ich hochinteressant. Deshalb möchte ich hier auch kurz meine Meinung zur Thematik äußern:

Dass teure Whistles ihr Geld wert sind, steht außer Frage. Gute Materialeien, präzise Verarbeitung bis in Detail u.s.w. Jede Whistle hat ihre ganz eigene Soundcharakteristik, egal ob preiswert oder teuer. Bezüglich der Spielbarkeit macht es in der Regel aber überhaupt keinen Unterschied, ob das Instrument teuer oder preiswert ist. Eine extrem günstige Generation lässt sich für die meisten viel angenehmer und leichter spielen als eine teure Chieftain, die sehr viel Luft benötigt. Dieses High-End Instrument lässt sich nur mit einer ausgezeichneten Atemtechnik beherrschen (gerade in der zweiten Oktave). Natürlich hat sie dann auch einen sehr voluminösen und tollen Klang. Ich persönlich kenne viele Profis, die sehr viele der ganz preiswerten Whistles in ständigem Gebrauch haben. Ich persönlich besitzte, neben einigen sehr teuren Whistles (TWZ Al Jo und Pure Brass, Sweet, Overton, Chiefain, Howard und GFM), auch viele Low Price Whistles (Shaw, Clarke, Feadog, Clare, Waltons, Mac Nic, Generation etc.) von denen ich keine einzige missen möchte. Denn jede einzelne dieser Whistles hat auch ihre ganz eigene "musikalische Seele" und ihren ganz typischen unverwechselbaren Klang. Und spielen lassen sich alle sehr gut, unabhängig vom Preis. Die Spielbarkeit ist auch ganz stark eine Sache des Könnens und Übens. Und wer nicht übt, der entlockt auch der teuersten Whistle der Welt keine schönen und wohlklingenden Töne.
andrea-martin
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Beitrag von andrea-martin »

Danke an Alle
für Euere Supertipps. Im Moment spiele ich die Pure Brass. Doch in finde nicht, dass sie leichter zu spielen ist als z.B. meine Susato oder Feadog. Ich habe das Gefühl, dass die PB länger eingespielt werden muss. Ist das richtig? Wenn man lernt, sollte man dann zunächst nur eine bestimmte Whistle spielen? Oder schon andere, da sich manche Stücke mit der einen bestimmten auch nicht anhören?
Gruß, Andrea
whistleman
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Beitrag von whistleman »

Hallo Andrea,

das kannst Du nach Lust und Laune machen, so wie Dir die Tunes am besten gefallen. Das Spiel mit verschiedenen Whistles ist eine gute Übung, um immer sicherer und flexibeler zu werden. Mir hat es bisher auch nicht geschadet. Es stimmt, die Pure Brass muss man erst ein wenig zum Leben erwecken, damit sie richtig super klingt. Das liegt an dem Holzpflock im Mundstück, der zunächst ein wenig Feuchtigkeit braucht, um seine Arbeit zuverlässig zu verrichten. Übrigens: Die Pure Brass ist eine meiner Lieblings-Whistles, da sie sich gerade in der zweiten Oktave so schön leicht und mit wenig Luft spielen lässt. Außerdem gefällt mir persönlich der etwas "breezige" Sound sehr gut.

Viele Grüße

whistleman
andrea-martin
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Beitrag von andrea-martin »

Hallo
und Danke whistleman. Es gibt in meiner Gegend eine Gruppe, die mit Gitarre, Geige, Querflöte und Gesang irische Volksmusik macht. Wäre die Pure Brass dafür laut genug? Natürlich kommt es hier wieder auch auf die Tonarten der einzelnen Stücke an, welche Whistle geeignet ist. Übrigens spielt diese Gruppe in einem kleinen Gewölbekeller oder mal in einer Kirche (dort glaube ich sogar mit Mikro), wo die Akustik eh gut ist.
Gruß, Andrea
whistleman
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Beitrag von whistleman »

Hallo Andrea,

das dürfte mit der Pure Brass kein Problem sein. Ich spiele die Whistle auch in einer Band.
susa
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Howard low D

Beitrag von susa »

Hallo,

ich habe eine Susato low D (leider nicht stimmbar...), die ich sehr gern spiele. Ich hab das Gefühl, irgendwann will ich aber eine stimmbare Low D, die laut genug ist und einen feinen irischen Sound hat und nicht so sehr nach Blockflöte klingt.

Ich habe gehört, dass die Howard Whistles stimmbar sind und in etwa drei Varianten verkauft werden: vernickelt, Messing und mit Kunststoffbeschichtung. Im englischen Sprachraum scheint es sie auch noch in allen möglichen Farben zu geben. In Beschreibungen habe ich gelesen, die Kunststoffbeschichtung wäre gut, um das Instrument zu isolieren, damit es nicht so schnell auskühlt und besser greifbar sind. Aber die Verfasser sagen nicht, ob sich dadurch der Klang verändert...

Nun frage ich also doch mal hier: Wer besitzt eine Howard low D, welche Variante, was sind so die Klang und Spieleigenschaften (Ansprache der Oktaven, Stimmung v.a. das C der ersten Oktave, die Möglichkeit, Halblöcher abzudecken, ohne dass das Instrument gleich fietscht oder näselt...)?

Wie ihr seht, habe ich hohe Ansprüche...und wäre sehr dankbar, wenn mir jemand nett antwortet.

Übrigens: eine Alternative wäre die Kerry, wenn sie denn stimmbar wäre...

Viele Grüße,

Susanne
Fila
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Beitrag von Fila »

Hallo Susa,

ich besitze eine Howard Low D. Ab a´´ sind die Töne intonationstechnisch nicht mehr richtig sauber undnur noch sehr schwer (und nur mit sehr, sehr viel Luft) zu spielen. Mein Favorit ist die Ian Lambe Whistle in Low D. Klingt super und stimmt gut und braucht auch in der 2. Oktave nicht viel Luft. Mit Halbtönen habe ich auf der Lambe auch keine Probleme.

Viele Grüße

Fila
susa
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Beitrag von susa »

Mmmh,

wenn mir das Alu nicht so schlecht schmecken würde (habe zwei Chieftains, die deswegen oft liegenbleiben...). Und dann der Preis, der ist ja fast doppelt so hoch.

Tja...gibt es denn noch ne Alternative die preislich bei oder sogar unter Howard liegt und dennoch ok ist?
Fila
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Beitrag von Fila »

Hallo Susa,

die Tony Dixon mit Alu Body oder komplett aus ABS Kusnstoff geht auch sehr gut los. Sie ist etwas schlanker im Ton als die Howard, am Kopsfstück stimmbar und preislich super.

Viele Grüße

Fila
susa
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Dixon low

Beitrag von susa »

mmmhhh...danke , Fila, klingt erstmal super.

Aber einen Zweifel hab ich noch: ist die Dixon low Alu denn laut genug? Ich hatte mal die TWZ "Holzpflockwhistles" :o zur Ansicht da, und die waren mir in der tiefen Lage sehr leise. Als ich dann die dixon low Kombi Kunststoff bestellt hatte, hat mir das TWZ gesagt, dass die noch leiser sei...

Was kannst du mir denn dazu sagen?

Wäre für einen Tipp sehr dankbar (Natürlich auch von anderen Forumsmitgliedern...)

Gruß

Susa'
Fila
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Beitrag von Fila »

Hallo,

es stimmt, dass die Dixon Whistle nicht sonderlich laut ist, was mich persönlich aber nicht stört, da wir die Whistle eh über Mikro abnehmen.
Die Alu Variante hat aber wesentlich mehr Volumen als die reine Kunststoff Whistle, die ist wirklich recht leise.

Wenn es eine laute Low sein soll, käme wirklich für Dich wohl am ehesten die Kerry in Frage. Wenn man das Kopfstück vorsichtig löst, ist sie auch stimmbar. Oben spricht die Kerry auf jeden Fall wesentlich besser als die Howard an. Und der Sound ist noch samtiger und voller.

Viele Grüße

Fila
susa
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Beitrag von susa »

Nun, ist das Kopfstück wirklich schadensfrei lösbar? Rutscht dann das Flötenrohr nicht immer raus? Muss man das dann auch einfetten?
Wie macht man das denn mit dem vorsichtigen Lösen? Gibt es einen Trick? Ist das vielleicht auch für die Sweettone eine interessante Variante, oder andere Whistles, die nicht stimmbar sind...

Fila, du bist wirklich lieb und sehr schnell! Danke für deine Tipps!

Grüße,

Susa
Fila
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Beitrag von Fila »

Hallo,

bei der Sweetone geht das auch. Das Mundstück ist so gut wie gar nicht verklebt. Das Mundstück mit einer kräftigen Dreh-Ziehbewegung einfach rausziehen. Gegebenenfalls etwas dabei rütteln. Auch nach dem Lösen wackelt bei meiner Kerry nichts. Auf Wunsch werden die das für Dich auch direkt beim TWZ für die Kerry machen. Im Prinzip lassen sich alle Whistles mit Kunststoffkopf stimmbar machen. Bei der z.B Generation löst man das Kopfstück am besten über heißem Dampf. Der Kopf ist nämlich mit Heißkleber verklebt.

Viele Grüße

Fila
susa
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Beitrag von susa »

Mmmh, schon tagelang bin ich so unentschieden... So ein paar englischsprachige Seiten behaupten alle durch und durch, die Howard sei der Kerry vorzuziehen...

Wird wohl noch ne Weile dauern, bis ich mich entscheide...

Aber die Tendenz liegt eher bei der Kerry.

Danke für die Tipps!

Susa
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