Wie spielt man einen "Cut"

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musicmaker
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Wie spielt man einen "Cut"

Beitrag von musicmaker »

Kann mir jemand sagen, wie man einen Cut spielt?

Gruß

musicjuggler
magaeb
Beiträge: 3
Registriert: Fr Feb 20, 2004 6:51 pm

Beitrag von magaeb »

Hallo,

ein cut ist eine Gracenote über der "Melodienote".

Einfach einen gegriffenden Finger kurz öffnen und schliessen, aber es darf nicht der unterste, liegende Finger sein.

Um so mehr Finger liegen, um so mehr Mölglichkeiten hat man.
Beim LowD hat man 5 Möglichkeiten, beim g nur noch 2 usw.

Mit welchem Finger man bei welchem Ton den cut ausführt häng davon ab wie es auf deiner whistle klingt, und auch ob der cut zB. alleine gespielt wird oder in Verbindung mit zB. einem roll.

Ich verwende meistens den g-Finger für d bis e, den h-Finger für den rest, auf c# kann man keinen cut ausführen, da gahet nur ein strike/pat

Der cut muß kurz sein, wie ein Wimpernschlag, man kann ihn verwenden um zB. zwei gleich, aufeinder folgende Noten zu trennen, oder um auf "wichtige Melodienoten" hinzuweisen, als in einem reel den 3.Schlag zu betonen.

gruss
markus
Reinblasen, nicht saugen !
Ben-Voss
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Beitrag von Ben-Voss »

Hi,

ich kann dazu eigentlich nicht mehr sagen als magaeb. Nur, dass ich immer die große Terz(dur-Tunes) oder die kleine Terz(moll-Tunes) nehme.
Also wenn man in einem Dur-Tune (z.B. "Rolling on the Ryegrass") spielt und das tiefe D betonen will (auf einer D-Flöte), da nehme ich immer den F#-Finger usw.
ChristianRo
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Beitrag von ChristianRo »

Also meiner Meinung nach ist der cut am glattesten, der mit dem direkt über dem letzten offenen Tonloch liegenden Finger gespielt wird. Insofern muss ich magaeb widersprechen. Je weiter man hoch geht, desto auffälliger/schriller wird der cut. Ob das die große oder kleine Terz ist, sollte dabei ziemlich gleichgültig sein. Allerdings lasse ich meine Schüler alle Töne der unteren Hand (D, E, Fis, G) nur mit dem Ringfinger der oberen Hand cutten, dann braucht man sich später beim "rollen" nicht mehr umzugewöhnen. Ich würde jedem raten, bei den cuts erstmal nicht ständig einen anderen Finger zu nehmen, bis die Bewegungen von selbst kommen. Später dann kann man je nach Melodieführung auch mal variieren.
unicorn
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Beitrag von unicorn »

??????
was mache ich aber wenn ich in einer melodie z.B. nach einem h ein e spiele und mit dem g-finger einen cut auf dieses e machen will?
setze ich denn g-finger dann erst ab und spiele dann den cut, wie oben erklährt, oder spiele ich das e und schließe jedoch das g-loch ein bruchteil später???
Lugh
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Beitrag von Lugh »

ja ist so möglich, beim tune castle kelly mache ich das so, wenn ich auf der zweiten oktave das d spiele, ist aber etwas umständlich

beim E würde ich mal versuchen den cut von unten auszuführen, also kurz das D loch zu schliessen. (keine ahnung ob man das auch als cut bezeichnet, hab nie wirklich so ne ahnung was wie heist=)
mp
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Beitrag von mp »

Ein Cut ist keine Grace Note. Ein Cut selbst hat keine eigene Tonhöhe und sollte vom Zuhörer nur als kurze Unterbrechung der gespielten Note empfunden werden. Grace Notes zeichnen sich durch eine konkrete Tonhöhe aus, Cuts nicht. Darum ist es auch realtiv egal mit welchem Finger ein Cut gespielt wird. Wichtig ist nur, dass der Cut sehr kurz is, im Rythmus gespielt wird und sauber klingt.

Ich verwende für Cuts von D, E, Fis und G immer den linken Ringfinger. A und B cutte ich mit dem linken Zeigefinger. Am besten klingt ein Cut, wenn man für jede Note den Finger des tiefsten bedeckten Lochs - oder eins drüber - verwendet. Je größer der Abstand von Cut-Finger zum tiefsten geschlossenen Loch ist, desto unsauberer klingt der Cut. Extrembeispiel: Low-D mit linkem Zeigefinger gecuttet. Das funktioniert quasi garnicht. Ich will mir über kurz oder lang auch angewöhnen die Cuts für D, E und Fis anderst zu greifen. Leider habe ich das so gelernt als ich mit der Whistle angefangen habe und das wieder zu verlernen ist mühsam.

Die Cuts, bei denen man kurzzeitig mehr Löcher bedeckt heissen übrigens Strikes (manchmal auch Tap genannt). Auch hier gilt das gleiche wie bei Cuts. Es ist keine Grace Note. Richtig ausgeführt kann man bei einem Stike keine konkrete Tonhöhe ausmachen.

Eine schöne Art und Weise Cuts und Strikes zu notieren hat übrigens Grey Larson entwickelt - sein Buch über die Tin Whistle und Irish Flute ist sehr zu empfehlen. Für Cuts notiert er ein Apostroph über der Note und für Strikes ein V über der Note. Er hat auch Notationen für Rolls, Short Rolls, Condensed Roles, Slides, etc. Die Notation von Grace Notes in Tunes ist leider irreführen (da Cuts und Strikes keine Tonhöhe besitzen), aber wird oft behelfsmäßig genutzt, da es keine "genormte" Notation gibt.
whistleman
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Beitrag von whistleman »

Hallo,

dass der Cut keine Grace Note (Verzierungsnote) ist, sehe ich nicht so. Der Cut kann ja sowohl zu Artikulationszwecken, beim Legato-Spiel um Noten gleicher Tonhöhe zu separieren, als auch zur Verzierung von Noten auf unterschiedlicher Tonhöhe, um diese zu Ornamentieren, eingesetzt werden. Mir persönlich ist die Notation von Larson (er ist auch der Einzige, der den Cut und den Strike so notiert (soweit mir bekannt ist), zu gewöhnungsbedürftig. Ich sehe da keinen Vorteil in der Schreibweise für mich.
Mir welchem Finger ich den Cut spiele hängt a) von meinem eigenen Geschmack ab b) vom jeweiligen Tune ab und c) von der Whistle, die ich spiele ab, da das Ansprachevehalten je nach Hersteller sehr unterschiedlich ist.

Mein Tipp: viele Möglichkeiten selber ausprobieren und es dann so machen, wie es dir am besten gefällt und wie es am besten klappt und klingt.

Viele Grüße

whistleman
mp
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Beitrag von mp »

Wenn es egal ist welcher Finger verwendet wird, dann spricht vieles dafür, dass es keine Grace Note ist. Grace Notes zeichnen sich durch eine Tonhöhe aus. Cuts und Strikes haben genau jenes Merkmal nicht. Sonst wäre es auch nicht egal mit welchem Finger man sie spielt. Wenn man in G-Dur spielt und das H cuttet, dann wird man auch nicht umständlich versuchen für kurze Zeit ein C-nat zu spielen sondern den Griff für C# verwenden. Da der Zuhörer keine Tonhöhe wahrnimmt passt das aber trotdem.

Die Eigenschaft, dass Cuts und Strikes selbst keine Zeit einnehmen sondern vielmehr vom Spieler bestimmt werden ist mit Grace Notes identisch. Insofern stimmt das ja fast. Es ist lediglich eine extrem irreführende Notation. Nicht umsonst werden so oft Fragen zum Thema Cut und Strike gestellt. Wenn man von Anfang die Notation von Grace Notes und dieser Verzierungen trennt vermeidet man Verständigungsprobleme. Es ist auch beim Lernen der Verzierungen einfacher, wenn man weiss, dass der Klang eher perkursive Eigenschaften haben sollte. Dann geht man beim Üben ganz anderst vor und versucht nicht krampfhaft ganz kurze Noten zu spielen.

Wenn man mal "drin" ist und weiss wie die Verzierungen der irischen Musik funktionieren, dann ist die Notation eh relativ egal. Wenn ich Tunes lerne, dann orientiere ich mich lieber an einer Aufnahme von einem erfahrenen Spieler als die Noten von Noten zu lernen.

Grace Notes und Cut/Strike klingen anders und sollten auch anders notiert werden. Die Notation von Grey Larson ist ungewöhnlich, aber mir ist bisher noch nix besseres über den Weg gelaufen.

Ist dann wohl letztlich auch Geschmackssache... ;)
Fila
Beiträge: 381
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Beitrag von Fila »

Hallo,

wer sagt, dass Cuts und Strikes keine Tonhöhe haben? Grey Larson?
Diese Feststellung ist schlicht falsch, wie du mit jedem Stimmgerät leicht überprüfen kannst. Die Tonhöhe von Cuts und Strikes liegt lediglich nicht im Rahmen der normalerweise gebräuchlichen Noten des chromatischen oder diatonischen Tonsystems. Es sind also, wie man sagen könnte, Dirty Tones, die nicht ganz intonationsrein klingen. In Bezug auf die temperierte Stimmung, die wir gewöhnich gewohnt sind zu hören, ist die Tonhöhe von Cuts und Strikes intonationstechnisch nicht sauber. Trotzdem haben sie natürlich eine ganz spezifische Tonhöhe. Da die Cut- und Strike- Noten sehr schnell gespielt werden, fällt dieses aber nicht ins Gewicht, sondern verleiht den Tunes dadurch eine ganz spezielle und erwünschte Charakteristik, die ich als typisch irisch bezeichnen würde.
Auch, dass Cuts und Strikes keine Zeit einnehmen stimmt so nicht. Die Zeit, die sie beanspruchen ist nur sehr kurz. Würden sie keine Zeit einnehmen, wären sie ja logischerweise nicht hörbar, da wir musikalische Abläufe immer nur in der Zeit wahrnehmen können.

Liebe Grüße

Fila
mp
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Beitrag von mp »

Cuts und Strikes müssen natürlich eine Tonhöhe und eine Zeit haben sonst wären sie - wie du schon recht treffend festgestellt hast - nicht hörbar. ;)

Ich bezog mich eigentlich auf die Notation. Die genaue Tonhöhe zu notierern macht keinen Sinn, da es viele Möglichkeiten gibt diese Verzierungen zu spielen. Desweiteren kann man in der Notation nicht festgehalten wie lange die Verzierung dauert, da die Zeit dauer viel zu kurz ist. Genau jene Eigenschaft besitzen Grace Notes auch. Es ist Sache des Musikanten zu entscheiden wie die Grace Notes in den Rythmus eingebaut werden sollen.

Edit: Ich denke wir haben einfach andere Definitionen von Grace Notes. Ich verwende für Cuts und Strikes diesen Begriff lieber nicht, da er bereits mehrfach besetzt ist. Ein klassisch ausgebildeter Musiker wird Grace Notes (dt. Vorschlag/Nachschlag) ganz anderst spielen als jemand, der in einem irischen Tune einen Cut oder Strike spielt. Darum meide ich den Ausdruck "Grace Note" lieber. Und ja, Grey Larson hat mich was das angeht bekehrt. Ich finde der hat Recht, wenn er sagt, dass Cuts und Strikes keine Grace Notes sind. Das ganze verkommt schnell zur Haarspalterei... war eigentlich nicht meine Absicht mit meinem Beitrag. Sorry. ;)
Fila
Beiträge: 381
Registriert: Fr Feb 13, 2004 7:16 am

Beitrag von Fila »

Hallo,

das kann ich so jetzt problemlos akzeptieren. Haarspalterei möchte ich auch nicht betreiben. Die wird in der Klassik leider schon oft genug betrieben und sollte nicht auch noch den Irish Folk verseuchen.
Meine Definition von Grace Notes ist tatsächlich etwas anders: Grace Notes sind alle Töne, die zur Verzierung (Ornamentik) einer Melodie eingesetzt werden können. Deshalb gehören für mich Cuts und Strikes auch dazu.

Herzliche Grüße

Fila
whistleman
Beiträge: 182
Registriert: Sa Apr 17, 2004 5:03 pm

Beitrag von whistleman »

Hallo,

diesbezüglich schließe ich mich Fila voll an.

Viele Grüße

whistleman
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